Kilmainham Gaol
Das Gefängnis Kilmainham Gaol in Dublin ist ironischerweise der wichtigste Ort des irischen Unabhängigkeitskampfes (neben der GPO (General Post Office)). Es wurde 1796 eröffnet und in den darauffolgenden Jahren ständig erweitert.
Bei einer Führung durch das Gefängnis bekommt der Besucher einen großartigen Einblick in irische Geschichte. Denn bis auf wenige Ausnahmen (wie Daniel O'Connel und den IRA Führer Michael Collins) waren alle Führer des irischen Unabhängigkeitskampfes und des Osteraufstands von 1916 hier in Kilmainham Gaol eingesperrt.
Der harte Alltag in Kilmainham Gaol
Die Bedingungen für Gefangene in Kilmainham Gaol waren schlecht, bis zu fünf Gefangene teilten sich die kargen teils dunklen Zellen. Einzige Licht- und Wärmequelle war eine Kerze, die zwei Wochen reichen musste.
Teilweise wurden sogar Kinder für kleine Diebstähle hier inhaftiert. Die jüngsten Gefangenen waren gerade mal sieben Jahre alt.
Zwangsarbeit gehörte zum Alltag, die Häftlinge zerschlugen u.a. Steine von Hand im "Stonebreaker’s Yard."
Der Ostflügel wurde nach dem panoptischen Prinzip gebaut, die Zellen wurden um die zentrale Überwachungsplattform angeordnet. So fühlten sich die Insassen jederzeit beobachtet.
Das Gefängnis als Museum irischer Geschichte
Während der Großen Hungersnot (1845–1850) begangen viele Menschen Diebstähle, um im Gefängnis etwas zu Essen zu bekommen. Die Zellen waren überfüllt und die karge Gefängniskost wurde weiter reduziert.
Der Großteil der Anführer von Aufständen gegen die britische Herrschaft von 1798, 7803, 1848, 1867 und 1916 sowie des Unabhängigkeitskampfes 1919-1921 waren Gefangen hinter diesen Mauern. Das verbindet den Ort so eng mit der Geschichte des irischen Kampfes für Unabhängigkeit.
Der Osteraufstand von 1916 war eines der wichtigsten Ereignisse: Irische Republikaner versuchten, die Unabhängigkeit Irlands von Großbritannien zu erzwingen. Obwohl er fehlschlug, war er Wendepunkt in der Geschichte des Landes, der schließlich zur Unabhängigkeit und Gründung der Republik Irland führte.
1924 wurde Kilmainham Gaol in Dublin geschlossen, und verfiel in den Folgejahren zunehmend. Eigentlich sollte es schon abgerissen werden, doch 60 republikanische Veteranen restaurierten es freiwillig in Eigeninitiative, machten aus dem Bau ein Museum und eröffneten es 1960 wieder. Der damalige irische Präsident Éamon de Valera gab den Segen, das Haus als Museum wieder zu eröffnen. Er selber war übrigens zwei Mal in diesen Mauern inhaftiert und 1924 als letzter Gefangener aus Kilmainham Gaol entlassen worden.
Bekannte Gefangene in Kilmainham Gaol
- Patrick Pearse (1879–1916): Lehrer, Dichter und Anführer des Osteraufstands 1916. Proklamierte die Irische Republik und wurde kurz darauf hingerichtet.
- James Connolly (1868–1916): Sozialist, Gewerkschafter und Mitbegründer der Irish Citizen Army. Aufgrund seiner Verletzungen wurde er im Sitzen erschossen.
- Joseph Plunkett (1887–1916): Poet und Mitorganisator des Osteraufstands. Heiratete wenige Stunden vor seiner Hinrichtung seine Verlobte in der Gefängniskapelle.
- Thomas J. Clarke (1857–1916): Ältester Anführer des Osteraufstands, galt als moralische Autorität der Bewegung. Einer der ersten, die hingerichtet wurden.
- Charles Stewart Parnell (1846–1891): Führungsfigur der Home-Rule-Bewegung für irische Selbstverwaltung. Seine Inhaftierung machte international Schlagzeilen.
- Robert Emmet (1778–1803): Führer eines gescheiterten Aufstands gegen die britische Krone. Seine letzte Rede gilt als ikonisch für den irischen Freiheitskampf.
Einige der Namen ehemaliger Gefangener findet man heute übrigens als Namensgeber von wichtigen Straßen im Stadtbild von Dublin wieder wie Charles Stewart Parnell, Patrick Pearse oder James Connolly.
Besuch
Nicht nur die irische Geschichte macht dieses Haus so interessant für Besuche. Es ist die seltene Gelegenheit ein gut erhaltenes Gefängnis zu besichtigen, welches nicht in Betrieb ist.
Auch aus diesem Grund wurden in Kilmainham Gaol schon viele Filme gedreht wie z.B. Im Namen des Vaters (1993), Michael Collins (1996) oder The Escapist (2008) oder ein Musikvideo von U2, die hier Anfang der 1980er Jahre den Clip zu A Celebration drehten.
Was erwartet mich bei der Tour?
Die geführten Touren sind der einzige Weg, das Gefängnis von innen zu besichtigen – und sie lohnen sich. Dabei bekommt man von den Guides viel über die Geschichte des Gefängnisses und seiner Insassen erzählt. Sowohl Anekdoten als auch die Zusammenhänge mit der britischen Herrschaft bzw. irischen Unabhängigkeit.
Besonders beeindruckend ist der große, lichtdurchflutete Ostflügel mit den Zellen auf mehreren Etagen im Panoptikum-Design.
Praktische Tipps für den Besuch
- Tickets vorab buchen
- Rechtzeitig vor Ort sein: Tickets gelten nur für einen bestimmten Zeit-Slot.
- Fotografieren erlaubt
weitere Infos
Hinkommen
Luas (Rot): Suir Road + 10 min zu Fuß, Bus 69, 79
Inchicore Rd, Kilmainham, Dublin 8